Jetzt, Mitte Januar 2016, überragt ihn der Mais in den unzähligen Feldern entlang des Yatta-Plateaus um eine gute Kopflänge. Und die Mangobäume ringsherum tragen so viele fette Früchte, das Gras steht so hoch, dass die Zeiten der Dürre für einen, der sie nicht erlebt hat, kaum vorstellbar sind. Hinter Motua bearbeiten drei Dutzend Männer, Frauen und Kinder, die saftig grünen Felder, zerren an Unkraut, graben Bewässerungskanäle.
Das Leben hat sich verändert in Kee, dem kleinen Dorf im County Makueni im Süden der Hauptstadt Nairobi. Das hat speziell in diesem Jahr mit El Niño zu tun, dem Klimaphänomen, von dem die Menschen hier im Radio gehört haben und das das Weltklima in diesen Monaten besonders stark durcheinanderwirbelt. In Argentinien flutet starker Regen die Straßen, Indonesien hat mit großflächigen Waldbränden zu kämpfen und allein in Äthiopien sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen mehr als zehn Millionen Menschen von einer Hungersnot bedroht.
Hier in Makueni bringt El Niño seit Wochen immer wieder ein bisschen Regen. Mehr als genug, um die Landschaften und Felder blühen zu lassen, aber auch nicht so viel wie beim
letzten großen El Niño 1997, als es ganze Ernten wegspülte und totes Vieh in den Flüssen durchs Land trieb. In Makueni ist El Niño bislang mehr Segen als Fluch.
Eine uralte Idee als Mutmacher Dass Motua und die anderen so eine Ruhe ausstrahlen, hat aber auch mit den vier Wänden aus Holz, Stacheldraht, Sand und Zement zu tun, die seit zwei Jahren im Flussbett unweit der Felder verteilt sind: Sanddämme, eine Idee, die viel älter ist als die Menschen hier, die aber gerade in Jahren ohne so viel Niederschlag die Wasserprobleme auf dem afrikanischen Kontinent mildern sollen.
Das Prinzip ist simpel: An den Dämmen soll sich der Sand, den die Fluten im Flussbett in der Regenzeit anspülen, sammeln und setzen. So entsteht mit den Jahren ein lockerer Grund, der anders als der trockene, harte Boden riesige Mengen an Wasser speichern und bis weit in die trockenen Monate hinein nutzbar machen soll – je nach Größe des Damms zwischen zwei und 20 Millionen Liter. Ein Nebeneffekt: Der Sand funktioniert als natürlicher Filter und hinterlässt sauberes Trinkwasser, zu dem die Menschen über Pumpbrunnen im Optimalfall das ganze Jahr lang Zugang haben.